Farbplanung
Grundlagen
Die räumliche Gestaltung von Bürowelten bildet den Rahmen für die berufliche Aktivität und Produktivität von Menschen. Mitarbeiter sollen sich durch diese möglichst angeregt und motiviert fühlen. Eine anregende Büroraumatmosphäre bietet Inspiration und im besten Falle auch Identifikation mit dem jeweiligen Unternehmen.Die visuelle Ergonomie schafft Erlebnisqualität und unterstützt, fördert und steigert Produktivität und Kreativität.
Für Farben im Büro bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Sie dienen der Information, Signalisation und Orientierung. Farben kommunizieren die Marke, geben Gefahrenhinweise und machen verschiedene Funktionsbereiche unterscheidbar. Zu guter Letzt erfüllen Farben natürlich ästhetische Anforderungen.
Elemente der Innenarchitektur:
- Raumdimension
- Raumproportion
- Mobiliar
- Formensprache
- Anordnung
- Material
- Licht
- Akustik
Farbe bildet für diese die Klammer:
- Sie bestimmt das Beziehungsgefüge
- die Anmutung bzw. Wirkung
- die Atmosphäre und das Gesamtbild
Funktionsbezogene Kriterien / sachliche Richtlinien für die farbliche Büroraumplanung:
- Keine Blendreflexe
- Keine Helligkeitssprünge
- Grosse Nachfarbenneutralität
- Eher mittelwertige Farben
- Marken gerechte CI-Farben
Emotionsbezogene Kriterien bilden das Gerüst für die Akzeptanz des Benutzers:
- Hohe Individualakzeptanz
- Grosse Kollektivakzeptanz
- Trendgerechte Farbtöne…bei gleichzeitig hoher Zeitlosigkeit
- Kulturelle Geschmacksaffinitäten
- Haptische Übereinstimmungen mit Materialien
Basiseigenschaften farblicher Raumgestaltung
Im direkten Arbeits- bzw. Tätigkeitsbereich müssen Lichtverhältnisse und Farbgebung so beschaffen sein, dass Sehstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Ermüdungserscheinungen vermieden werden. Diese können sowohl durch Blendungen, Spiegelungen, Kontrastarmut als auch durch das Gegenteil, also durch hohe Kontrastintensität, zu starke Farbreize, irritierende, flirrende Muster im direkten Blickfeld erzeugt werden und bedeuten erhöhte visuelle Anstrengung.Im direkten Arbeitsumfeld sollten sich die Helligkeiten unterschiedlicher Flächen und Gegenstände in einem ähnlichen Farbspektrum bewegen. Dunkle Arbeitsflächen, die zu starken Hell-Dunkel-Kontraste mit darauf liegendem Papier führen können, sind ebenso zu vermeiden wie Blendsituationen durch Leuchten oder Tageslicht. Ausserhalb des direkten Arbeitsumfelds dürfen die Kontrastunterschiede sowie Farbreize grösser werden.
Darüber hinaus spielt die Menge der verwendeten Farben sowie das gewählte Farbspektrum (Buntheit), die Proportionen der Farben (Verhältnis Fläche und Farbe), die Formen der Einrichtungsgegenstände mit den dazugehörigen Farben sowie die Lage der Farbflächen im Raum eine erhebliche Rolle.
Eine ausgewogene Farbgestaltung setzt den Benutzer weder der Eintönigkeit noch einer Reizüberflutung aus. Kennzeichen sind Kontraste durch:
- wenige, abgestimmte Farbtöne
- unterschiedliche Farbsättigung
- Abstufung in der Farbhelligkeit
Ergonomische Farben
Einsatz so genannter ergonomischer Farben:
- Ergonomische Akzentfarben: Alle Primär- und Sekundärfarben; Schwarz und Braun; die Corporate Farben eines Unternehmens; Boden, Stühle, Accessoires
- Ergonomische Flächenfarben: Weiss, Beige, Hellviolett, Hellblau, Hellgrün, mittlere Grautöne; Arbeitsflächen, grosse Flächen/Fronten, grosse Möbel
- Ergonomische Raumfarben: Weiss, Pastelltöne und sehr helles Grau als begleitende Farben für Wände, Decken
Dabei gilt:
- Ergonomische Flächen- und Raumfarben = grossflächiger Einsatz
- Ergonomische Akzentfarben = kleinflächiger Einsatz
- Je grösser die Fläche, je differenzierter die Formsprache, desto zurückhaltender die Farbgebung.
Farbe im Raum
Die Lage der Farbflächen im Raum ist gleich ihrer Oberflächenstruktur ebenso wichtig. Eine Verunsicherung der Benutzer durch falsche Farbwahl ist zu vermeiden (z.B. Decke dunkel, Boden hell).- Fussboden = Standpunkt: dunklere Farben als sicher empfundene Basis für den Benutzer
- Wand = eng oder weit, warm oder kalt: helle Farben wirken Raum weitend, dunklere Töne wirken optisch verkleinernd
- Decke = leicht oder belastend: möglichst leichte Aufhellung gegenüber der Wandfarbe oder gleich hell
Farbe und Raumempfinden
Raumwirkung | Farben | Materialien |
warm | Goldgelb, Braungelb, Beige, Orange, Rosé, rote Akzente | weich und haptisch |
kühl | alle Blautöne, Türkis, Graublau, Silber, Grüntöne mit bläulichem Einschlag | glatt und glänzend |
Differenzierung verschiedener Bürobereiche
Neben gebäudeeinheitlichen Festlegungen, die als Basis dienen, sollten unterschiedliche Raumfunktionsbereiche farblich differenziert dargestellt werden, da die Benutzer in den jeweiligen Räumen eine jeweils andere Erwartungshaltung an das Ambiente entwickeln. Das Gesamtbild der farblichen Gestaltung eines Bürokomplexes wirkt durch eine differenzierte Farbauswahl darüber hinaus erlebnisreicher.Bereich | Grundstimmung | Lichtsituation | Farben |
Empfang / Foyer | Bewegung | hell | Akzentfarben, Orientierung durch Farbe |
Aufenthalt / Warten | Ruhe | dunkel-mittel | warme Farbtöne |
Pausen / Kantine | Abwechslung | hell | Farbvielfalt |
Konferenz | Konzentration | mittel | nuanciert |
Arbeitsräume | Anregung | hell | ergonomisch, akzentuiert |
Neben den gängigen Piktogrammen, Raumbeschilderungen etc. können auch Farben der Orientierung im Bürobereich dienen. Farbflächen oder farbige Lichtbänder sind ebenso möglich wie die konkrete Zuordnung einer bestimmten Farbe zu einem bestimmten Gebäudeteil oder Stockwerk. Farben als Orientierungshilfen sind oft einprägsamer als rein typografische Hinweisschilder.
Einflüsse auf Farbempfindungen im Raum
Bei der Farbplanung von Arbeitsplätzen sollten zwei Wahrnehmungseffekte berücksichtigt werden: der Simultankontrast und der Sukzessivkontrast.Beim Simultankontrast verändert sich die Wahrnehmung der betrachteten Farbe mit ihren Umfeldfarben. Das Auge empfindet die gleiche Farbprobe anders, wenn sich die Farbigkeit der Umgebung ändert.
- Ein mittleres Grau sieht auf einem weissen Hintergrund dunkler aus, als auf einem schwarzen. Für den Raum bedeutet dies: helle Graunuancen präsentiert man besser auf dunkleren Hintergründen, dunklere Grautöne besser vor weissen Oberflächen.
- Dunkle farbige Töne gewinnen an Farbreichtum und Brillanz, wenn sie vor hellen andern Farben stehen. Helle Farben werden vor den Komplementärfarben nuancenreicher. Pastellfarben benötigen weiche Hintergründe, kräftige Farben vertragen starke Nuancen.
Nachbilder können vermieden werden durch:
- Verminderung des Helligkeitskontrastes zwischen dem jeweiligen Objekt (Mobiliar) und dessen Umgebung.
- Darstellung des Objekts und seiner Umgebung in einem Farbkontrast.
- Einsatz von weniger intensiven Farbreizen („gebrochene Farbtöne“), um schwächere Nachbilder hervorzurufen.
Farbe als Imagefaktor
Die Unternehmensidentität (Corporate Identity) setzt sich aus Faktoren wie Kultur, Kommunikation und Gestaltung (Corporate Design) zusammen. Farbkonzepte für den 3D-Bereich dürfen daher nie isoliert von diesen Themen entwickelt werden, sondern sollten sich als Identitätsfaktor in die Gesamt-Unternehmensgestaltung integrieren. Farben müssen aus der Identität des Unternehmens, seinen Inhalten und der Markenaussage abgeleitet werden. Farben und Materialien transportieren den Markenauftritt ins Dreidimensionale(Quelle buero-forum.de - erstellt durch Christiane Schapf)